Nietzsche - Also Sprach Zarathustra

>>>>> SEARCH FOR: Mitleid

1:57
Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meinem » Mitleiden! Ist nicht » Mitleid das Kreuz, an das Der genagelt wird, der die Menschen liebt? Aber mein » Mitleiden ist keine Kreuzigung."
1:329
Euer Toedten, ihr Richter, soll ein » Mitleid sein und keine Rache. Und indem ihr toedtet, seht zu, dass ihr selber das Leben rechtfertiget!
1:435
"» Mitleid thut noth - so sagen die Dritten. Nehmt hin, was ich habe! Nehmt hin, was ich bin! Um so weniger bindet mich das Leben!"
1:436
Waeren sie » Mitleidige von Grund aus, so wuerden sie ihren Naechsten das Leben verleiden. Boese sein - das waere ihre rechte Guete.
1:456
Der Krieg und der Muth haben mehr grosse Dinge gethan, als die Naechstenliebe. Nicht euer » Mitleiden, sondern eure Tapferkeit rettete bisher die Verunglueckten.
1:558
Ihr habt mir zu grausame Augen und blickt luestern nach Leidenden. Hat sich nicht nur eure Wollust verkleidet und heisst sich » Mitleiden?
1:585
Ein Errathen sei dein » Mitleiden: dass du erst wissest, ob dein Freund » Mitleiden wolle. Vielleicht liebt er an dir das ungebrochne Auge und den Blick der Ewigkeit.
1:586
Das » Mitleiden mit dem Freunde berge sich unter einer harten Schale, an ihm sollst du dir einen Zahn ausbeissen. So wird es seine Feinheit und Suesse haben.
1:761
Eure Liebe zum Weibe und des Weibes Liebe zum Manne: ach, moechte sie doch » Mitleiden sein mit leidenden und verhuellten Goettern! Aber zumeist errathen zwei Thiere einander.
2:75
Von den » Mitleidigen
2:82
Wahrlich, ich mag sie nicht, die Barmherzigen, die selig sind in ihrem » Mitleiden: zu sehr gebricht es ihnen an Scham.
2:83
Muss ich mitleidig sein, so will ich's doch nicht heissen; und wenn ich's bin, dann gern aus der Ferne.
2:107
Also redet alle grosse Liebe: die ueberwindet auch noch Vergebung und » Mitleiden.
2:109
Ach, wo in der Welt geschahen groessere Thorheiten, als bei den » Mitleidigen? Und was in der Welt stiftete mehr Leid, als die Thorheiten der » Mitleidigen?
2:110
Wehe allen Liebenden, die nicht noch eine Hoehe haben, welche ueber ihrem » Mitleiden ist!
2:112
Und juengst hoerte ich ihn diess Wort sagen: "Gott ist todt; an seinem » Mitleiden mit den Menschen ist Gott gestorben." -
2:113
So seid mir gewarnt vordem » Mitleiden: _daher_ kommt noch den Menschen eine schwere Wolke! Wahrlich, ich verstehe mich auf Wetterzeichen!
2:114
Merket aber auch diess Wort: alle grosse Liebe ist noch ueber all ihrem » Mitleiden: denn sie will das Geliebte noch - schaffen!
2:145
In ihrem » Mitleiden war ihr Geist ertrunken, und wenn sie schwollen und ueberschwollen von » Mitleiden, schwamm immer obenauf eine grosse Thorheit.
2:413
Meiner Mildthaetigkeit sandtet ihr immer die frechsten Bettler zu; um mein » Mitleiden draengtet ihr immer die unheilbar Schamlosen. So verwundetet ihr meine Tugend in ihrem Glauben.
2:827
Und dann: wer ermisst am Eitlen die ganze Tiefe seiner Bescheidenheit! Ich bin ihm gut und mitleidig ob seiner Bescheidenheit.
3:62
Muth ist der beste Todtschlaeger: der Muth schlaegt auch das » Mitleiden todt. » Mitleiden aber ist der tiefste Abgrund: so tief der Mensch in das Leben sieht, so tief sieht er auch in das Leiden.
3:216
Soviel Guete, soviel Schwaeche sehe ich. Soviel Gerechtigkeit und » Mitleiden, soviel Schwaeche.
3:291
- wenn ich mich nicht selbst ihres _» Mitleids_ erbarmte - des » Mitleids dieser Neidbolde und Leidholde!
3:292
- wenn ich nicht selber vor ihnen seufzte und frostklapperte und mich geduldsam in ihr » Mitleid wickeln _liesse_!
3:296
Moegen sie mich bemitleiden und bemitseufzen ob meiner Frostbeulen: "am Eis der Erkenntniss _erfriert_ er uns noch!" - so klagen sie.
3:297
Inzwischen laufe ich mit warmen Fuessen kreuz und quer auf meinem Oelberge: im Sonnen-Winkel meines Oelberges singe und spotte ich alles » Mitleids. -
3:302
Warum wolltest du durch diesen Schlamm waten? Habe doch » Mitleiden mit deinem Fusse! Speie lieber auf das Stadtthor und - kehre um!
3:421
Im Schonen und » Mitleiden lag immer meine groesste Gefahr; und alles Menschenwesen will geschont und gelitten sein.
3:422
Mit verhaltenen Wahrheiten, mit Narrenhand und vernarrtem Herzen und reich an kleinen Luegen des » Mitleidens: - also lebte ich immer unter Menschen.
3:428
Wer unter den Guten lebt, den lehrt » Mitleid luegen. » Mitleid macht dumpfe Luft allen freien Seelen. Die Dummheit der Guten naemlich ist unergruendlich.
3:429
Mich selber verbergen und meinen Reichthum - _das_ lernte ich da unten: denn jeden fand ich noch arm am Geiste. Das war der Lug meines » Mitleidens, dass ich bei jedem wusste,
3:625
Diess ist mein » Mitleid mit allem Vergangenen, dass ich sehe: es ist preisgegeben, -
3:628
Diess aber ist die andre Gefahr und mein andres » Mitleiden: - wer vom Poebel ist, dessen Gedenken geht zurueck bis zum Grossvater, - mit dem Grossvater aber hoert die Zeit auf.
3:839
Wenn der grosse Mensch schreit -: flugs laeuft der kleine hinzu; und die Zunge haengt ihm aus dem Halse vor Luesternheit. Er aber heisst es sein "» Mitleiden."
4:1
Ach, wo in der Welt geschahen groessere Thorheiten, als bei den » Mitleidigen? Und was in der Weit stiftete mehr Leid, als die Thorheiten der » Mitleidigen?
4:2
Wehe allen Liebenden, die nicht noch eine Hoehe haben, welche ueber ihrem » Mitleiden ist!
4:4
Und juengst hoerte ich ihn diess Wort sagen: "Gott ist todt; an seinem » Mitleiden mit den Menschen ist Gott gestorben."
4:5
Zarathustra, Von den » Mitleidigen
4:41
- "» Mitleiden! antwortete der Wahrsager aus einem ueberstroemenden Herzen und hob beide Haende empor - oh Zarathustra, ich komme, dass ich dich zu deiner letzten Suende verfuehre!" -
4:118
"Du irrst, sagte Zarathustra mitleidig und hielt ihn fest, du irrst: hier bist du nicht bei dir, sondern in meinem Reiche, und darin soll mir Keiner zu Schaden kommen.
4:218
"Du dientest ihm bis zuletzt, fragte Zarathustra nachdenklich, nach einem tiefen Schweigen, du weisst, _wie_ er starb? Ist es wahr, was man spricht, dass ihn das » Mitleiden erwuergte,
4:228
Endlich aber wurde er alt und weich und muerbe und mitleidig, einem Grossvater aehnlicher als einem Vater, am aehnlichsten aber einer wackeligen alten Grossmutter.
4:229
Da sass er, welk, in seinem Ofenwinkel, haermte sich ob seiner schwachen Beine, weltmuede, willensmuede, und erstickte eines Tags an seinem allzugrossen » Mitleiden." - -
4:256
- Als aber Zarathustra diese Worte gehoert hatte, - was glaubt ihr wohl, dass sich da mit seiner Seele zutrug? Das » Mitleiden fiel ihn an; und er sank mit Einem Male nieder, wie ein Eichbaum, der lange vielen Holzschlaegern widerstanden hat, - schwer, ploetzlich, zum Schrecken selber fuer Die, welche ihn faellen wollten. Aber schon stand er wieder vom Boden auf, und sein Antlitz wurde hart.
4:264
War nicht aller Erfolg bisher bei den Gut-Verfolgten? Und wer gut verfolgt, lernt leicht _folgen_: - ist er doch einmal - hinterher! Aber ihr _» Mitleid_ ist's -
4:265
- ihr » Mitleid ist's, vor dem ich fluechte und dir zufluechte. Oh Zarathustra, schuetze mich, du meine letzte Zuflucht, du Einziger, der mich errieth:
4:270
Jedweder Andere haette mir sein Almosen zugeworfen, sein » Mitleiden, mit Blick und Rede. Aber dazu - bin ich nicht Bettler genug, das erriethest du -
4:272
Mit Noth kam ich heraus aus dem Gedraeng der » Mitleidigen, - dass ich den Einzigen faende, der heute lehrt `» Mitleiden ist zudringlich` - dich, oh Zarathustra!
4:273
- sei es eines Gottes, sei es der Menschen » Mitleiden: Mitleiden geht gegen die Scham. Und nicht-helfen-wollen kann vornehmer sein als jene Tugend, die zuspringt.
4:274
_Das_ aber heisst heute Tugend selber bei allen kleinen Leuten, das » Mitleiden: - die haben keine Ehrfurcht vor grossem Unglueck, vor grosser Haesslichkeit, vor grossem Missrathen.
4:281
Du warntest vor seinem Irrthum, du warntest als der Erste vor dem » Mitleiden - nicht Alle, nicht Keinen, sondern dich und deine Art.
4:282
Du schaemst dich an der Scham des grossen Leidenden; und wahrlich, wenn du sprichst `von dem » Mitleiden her kommt eine grosse Wolke, habt Acht, ihr Menschen!`
4:283
- wenn du lehrst `alle Schaffenden sind hart, alle grosse Liebe ist ueber ihrem » Mitleiden`: oh Zarathustra, wie gut duenkst du mich eingelernt auf Wetter-Zeichen!
4:284
Du selber aber - warne dich selber auch vor _deinem_ » Mitleiden! Denn Viele sind zu dir unterwegs, viele Leidende, Zweifelnde, Verzweifelnde, Ertrinkende, Frierende -
4:287
Sein » Mitleiden kannte keine Scham: er kroch in meine schmutzigsten Winkel. Dieser Neugierigste, Ueber-Zudringliche, Ueber-» Mitleidige musste sterben.
4:293
Du Ausgestossener, der du dich selber ausstiessest, du willst nicht unter Menschen und Menschen-» Mitleid wohnen? Wohlan, so thu's mir gleich! So lernst du auch von mir; nur der Thaeter lernt.
4:306
Da sprang Zarathustra mit Eifer hinauf und draengte die Thiere auseinander, denn er fuerchtete, dass hier jemandem ein Leids geschehn sei, welchem schwerlich das » Mitleid von Kuehen abhelfen mochte. Aber darin hatte er sich getaeuscht; denn siehe, da sass ein Mensch auf der Erde und schien den Thieren zuzureden, dass sie keine Scheu vor ihm haben sollten, ein friedfertiger Mensch und Berg-Prediger, aus dessen Augen die Guete selber predigte. "Was suchst du hier?" rief Zarathustra mit Befremden.
4:895
"» Mitleiden! Das » Mitleiden mit dem hoeheren Menschen! schrie er auf, und sein Antlitz verwandelte sich in Erz. Wohlan! _Das_ - hatte seine Zeit!
4:896
Mein Leid und mein » Mitleiden - was liegt daran! Trachte ich denn nach _Gluecke_? Ich trachte nach meinem _Werke_!

Fequency of the words:
60 Mitleid